Der Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will am 24. Mai, zusammen mit seinen Ministerkollegen aus den anderen EU-Ländern eine "Charta von Leipzig" unterzeichnen. Diese soll Europas Städtebaukultur beflügeln und dem Städtebau des 21. Jahrhunderts den Weg weisen. Ziel ist eine "integrierte Stadtentwicklungspolitik", die räumlich verschränkt die Wirtschaft entwickelt und die Lebensqualität verbessert. Außerdem komme es darauf an, "sich um die benachteiligten Stadtteile zu kümmern". Insgesamt ist die Charta sehr zu begrüßen. Obwohl hier vieles nach wagen Zielvorstellungen und schwammig formulierten, „wir blicken optimistisch in die Zukunft“ Gutgemeintheit, klingt, sind die Leitlinien sehr „violett“.
Tiefensee setzt seine Charta gegen die 1943 von Le Corbusier veröffentlichte Charta von Athen, die für die Sünden des Städtebaus nach dem Krieg verantwortlich gemacht wird. Zentral war hier die räumliche Trennung Arbeiten, Wohnen und Freizeit. Dies führte zu einer starken Zunahme der Autoverkehrt, da die Arbeits- und Freizeitstätten, von Wohnrau trennt wurden. Heute will man, so auch in der Leipzig-Charta, diese Funktionen wieder stärker aneinander koppeln, sodass so etwas wie eine Fußgängerfreundliche Stadt entsteht, wo man ohne Auto alle Funktonen des Lebens (Arbeiten, Wohnen, Shoppen, Freizeit usw.) erreichen kann.
Mit weiter Leitlinien soll z.B. - soziale Segregation vormindert und ausgeglichen, - der Verkehr reduziert (auch soll er sozialverträglicher werden), - ökologischer gebaut, - lokale Wirtschaft gestärkt, - aktiv Bildungsmöglichkeiten, insbesondere für Kinder und Jugend gefördert und - qualitätvolle öffentliche Räume hergestellt und gesichert, - eine stärkere Einbindung von Bürgern ermöglicht werden.
Förderungen sollen Gebündelt werden und dadurch wirksamer werden. Es wird beton, dass Städte stärker untereinander kommunizieren, das die Städte stärker vernetz werden sollen (EU-weit) sollen und gleichzeitig über ihre grenzen hinaus, das Umland im Stadt-Land-Kontinuum in die Planung miteinbezogen wird.
Wegen der zunehmenden Verstädterung spielt die Baukultur nach Meinung des Ministers eine zentrale Rolle bei der Lösung der sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme.
Die Leipzig-Charta ist als „versprechen“ durchaus annehmbar. In wiefern es sich politisch umsetzen lässt wird sich zeigen. Heute kann man leider keinen dieser Punkte in der Stadtpolitik wieder finden, obwohl die meisten Leitlinien der Charta nicht neu sind. Z.B. sind viele der Punkte sehr ähnlich des Leitbildes der nachhaltigen Stadtentwicklung. Neu ist, dass man hier nicht von Nachhaltig, sondern von Integriert spricht. Also ein neuer Begriff um altes neu zu verpacken.
Meiner Einschätzung nach, kann die Leipzig-Charta auch für die Violetten als Leitlinie im Städtebau dienen. Ich würde vorschlagen, dass man die Charta als Grundlage nimmt, einzelne Ziele konkretisiert und das ganze durch weitere Ziele ergänzt.
z.B. fehlen in der Charta wichtige ökologische Richtlinien. Es ist zwar vorgesehen z.B. auch modernerem Stadt, ökologisch zur Sanieren, d.h. besser zu Isolieren usw. und somit Energie zu sparen. So wie heute generell, werden auch hier ökologische Ziele als große Errungenschaft angepriesen. Sie sind aber nichts anderes als ökonomische begründet. Hier heißt es wirklich ökologisch zu denken. Das heißt aus Idealismus zu handeln. Wenn sich das auch ökologisch rentiert ist das natürlich sehr zu begrüßen.
Einige Punkte die hier eine Erweiterung bringen könnten: - Verringerung der Versiegelung der Flächen. - Bei Bauvorhaben müssen Ausgleichsflächen geschaffen werden, - Verringerung von Neubauten, Förderung von Instandsetzung von Altbauten, Neunutzung von Altbestand (Konversion). - Im Zeitalter der schrumpfenden Städte eine nachhaltigen Rückbau der Stadt zugunsten von Qualitätssteigerung des Lebensraumes und Entsiegelung und Renaturierung der Landschaft. - Möglichkeit der Beteiligung der Bürger an allen Entscheidungen im Städtebau auch bei privaten Investitionen (z.B. bei der Fassadengestaltung von Shopping-Centren), oder Verpflichtung zu ästhetischen Gestaltung beim Neubau insbesondere bei zweckgebundenen Gebäuden zugunsten einer Standlandschaft die erbauend ist und nicht zermürbend (z.B. bei Supermarktgebäuden). - Innovative Nutzung von Regenerativen Energien im Städtebau, z.B. Integration von Regenwasser im Abwassersystem, Solarzellendächer, Integration von energiesparenden Bauen, wie es z.B. bei Bürogroßgebäuden bereits der Fall ist (z.B. Wintergärten, die wie Gewächshäuser das Haus im Winter heizen, im Sommer kühlen), auch im Wohnungsbau. - Herausnahme des Autoverkehrs aus Kernsiedlungen, d.h. Stärkung von Fußgängerzonen und autofreien Wohnsiedlungen. Z.B. durch Tiefgaragenbau und Tunnelbau ist eine solche Entwicklung längst möglich.
Vieles Weiteres ist hier möglich. Eine noch grundlegendere Diskussion müsste hier darüber geführt werden, was Wachstum bedeutet. Obwohl die Bevölkerung in Deutschland abnimmt wird von Wachstum ausgegangen und demgemäß gehandelt. Falls man das versteht: Wie kann ein Wachstum ohne Wachstum aussehen?
Vieles Weiteres ist hier möglich. Eine noch grundlegendere Diskussion müsste hier darüber geführt werden, was Wachstum bedeutet. Obwohl die Bevölkerung in Deutschland abnimmt wird von Wachstum ausgegangen und demgemäß gehandelt. Falls man das versteht: Wie kann ein Wachstum ohne Wachstum aussehen?
Die DEUTSCHE Bevölkerung nimmt zwar ab, aber die Bevölkerung ansich ist im Wachstum...es ist immer relativ zu sehen. Ich stimme der Carta im wesentlichen auch zu, wobei das Dinge sind welche nach menschlichen Bedürfnissen heraus eigentlich selbstverständlich sein sollten, aber da spielt auch wieder das GELD eine entscheidene Rolle. Aber Wachstum ist für mich nicht unbedingt Wachstum in jeder Hinsicht, es heist ja auch das die Wirtschaft sich im Wachstum befindet und dennoch kann ein grosser Teil der Bevölkerung davon nichts spüren Also reden wir von einem gesamten Wachstum oder von einem teilweisen Wachstum?
ich denke auch das es eigentlich selbstverständlich sein sollte ausgleiche zu schaffen. aber damit würde man kein geld verdienen, im gegennteil das würde ja noch zusätzlich kosten. für mich gibt es kein ständiges wachstum irgendwann hat alles seine grenzen erreicht und dann muss man umdenken.